Mit Blick auf den Kalender habe ich in diesen Tagen des Öfteren geschmunzelt. Dass Ostern und Corona auf dieselbe Zeit fallen, wirkt schon fast wie Schicksal oder göttliche Fügung.
Ostern passt perfekt in diese Zeit
Was bedeutet Ostern für dich? Kleine Häschen und kleine Lämmchen, Marienkäfer und bunter Ostereier? Zeit mit der Familie, gutes Wetter? Überall blüht es und du hast Vorfreude auf den Sommer? Ja, auch das ist Ostern.
Aber was ist Ostern eigentlich? Kurz zusammengefasst: Gründonnerstag letztes Abendmahl, Judas verrät Jesus, Freitag verurteilt und ans Holz genagelt, ausgeblutet, in Höhle gelegt mit Stein davor. Am Sonntag kommt eine Gruppe Frauen an der Höhle vorbei. Der Stein ist weggerollt, Höhle leer, Jesus weg und auferstanden.
Bei der Geschichte geht es nicht in erster Linie darum, dass ein Mensch von den Toten auferstanden ist. Wie die meisten Geschichten aus der Bibel ist auch diese Geschichte eine Metapher. Ein Metapher dafür, dass nach jedem Ende auch wieder ein Anfang kommt. Dass egal, wie schlecht wir uns fühlen, auch wieder gute Zeiten kommen werden. Auf Ebbe folgt Flut, auf Nacht der Tag, auf Tod das Leben. Das ist die Botschaft von Ostern: Neubeginn. Das Gute folgt immer auf das Schlechte.
Gerade haben wir den Eindruck, es gäbe nur Schlechtes auf der Welt. In den Nachrichten überschlagen sich die Schreckensnachrichten und Horrorszenarien. Bist auch du infiziert? Wird die nächste Zahl in der Statistik deine sein? Und was kommt nach Corona? Nach dem Shutdown? Was ist die Exit-Strategie? Allein diese Wortwahl macht doch schon depressiv!
Ostern zeigt uns, dass wir das Schlechte hinter uns lassen und Neues beginnen können. Immer. Jeden Tag haben wir diese Wahl. Und Ostern erinnert uns mit der Geschichte eines Mannes, der alles gab und alles verlor daran, dass auch wir immer wieder aufstehen können. Egal wie weit am Boden wir uns fühlen. Wie heißt es so schön: Wenn du ganz unten bist, führt der einzige Weg nach oben. Für den, der ihn geht.
Und wie geht es jetzt weiter?
Schlimmstenfalls bleibt es so wie es war. Andernfalls wird es anders. Alles was passiert, ist erst einmal wertneutral. Also weder gut noch schlecht. Das wird es erst durch unseren Blickwinkel. Egal, was passiert, es kann immer gut oder schlecht sein. Genauso kann auch das, was jetzt kommt gut oder schlecht sein. Überleg mal: wenn wir allem erst durch unsere Beurteilung einen Wert geben, können wir doch auch einen guten Wert geben oder?
Wir sollten immer bedenken: Der natürliche Verlauf der Wirtschaft besteht aus einem Wechsel von Aufschwung und Abschwung. Es gibt nie dauerhaften Aufschwung und nie dauerhaften Abschwung. Nachdem die deutsche Wirtschaft in den letzten Jahrzehnten kräftig und im letzten Jahrzehnt gut wuchs, ist ein richtiger Abschwung in näherer Zukunft ohnehin zu erwarten. Dieser wird nun ggf. deutlicher ausfallen. Aber auch dieser Abschwung wird nicht ewig dauern und darauf folgt wieder ein Aufschwung. Auf jedes Ende folgt wieder ein Anfang.
Die Wirtschaft kann nie immer weiter wachsen, sondern braucht den Abschwung. Hier werden ineffektive Geschäftszweige abgetrennt, unrentable Verträge gekündigt, Strukturen und Abläufe effektiver gestaltet, Mitarbeiter, die mehr Platzhalter als Arbeitskraft waren, entlassen, eine neue Ausrichtung des Unternehmens festgelegt. Kurz um: marodes wird durch neues ersetzt. All das geht meiste nur in einer Krise. Denn wenn alles super läuft, kümmern sich die wenigstens um ihre Schwachstellen. Es läuft ja.
Was wir außerdem bedenken sollten: ein effektiv arbeitendes, langfristig ausgerichtetes Unternehmen steht nach einer Krise fast genauso gut dar, wie vor der Krise. Demjenigen, der sowieso schon in den roten Zahlen oder kurz davor war, keine finanziellen Rücklagen gebildet, sondern auf Pump gewirtschaftet hat, wird in der Krise der Garaus gemacht.
Dasselbe gilt für Angestellte: bringe ich meinem Unternehmen einen Wert, der mich unkündbar macht oder bin ich nur eine Abrechnungsnummer und ersetzbar? Gebe ich jeden Tag bei der Arbeit mein bestes und bin mit voller Leidenschaft dabei oder besteht meine Woche aus zwei Tagen Spaß, die von fünf Arbeitstagen unterbrochen werden? Und wie steht es um meine Finanzen? Wie lange kann ich ohne Arbeitseinkommen meine Rechnungen wie bisher bezahlen? Das heißt: habe ich einen finanziellen Schutz aufgebaut oder feiere ich es, am Ende des Geldes immer noch zu viel Monat übrig zu haben?
Unternehmerisch wie persönlich lassen sich aus dieser Krise viele Erkenntnisse gewinnen. Denn eine Krise bringt die wunden Punkte heraus. Wie Warren Buffet sagte: „Erst wenn die Ebbe kommt, sieht man wer nackt schwimmt.“
Erinnern wir uns also an die Botschaft von Ostern: lassen wir das Negativ hinter uns, legen wir es ab, schieben den Stein beiseite, der uns den Weg nach draußen versperrt und machen den Schritt hinaus ins Licht, ins Neue, in den Anfang. Es liegt an uns. Los geht´s.